Seit 35 Jahren Kompetenz in Steinway

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Zu Gast bei Klavierbau Weschenfelder
Meisterschülerklasse der OWS Ludwigsburg »INSIDE« Steinway & Sons

Am 09.07.2024 besuchte die Meisterschülerklasse der Oskar Walcker Schule für Instrumentenbau in Ludwigsburg unter der Leitung von Michael Schmidt unsere Werkstatt in Forst. Der Besuch bot den angehenden Klavierbaumeistern eine wertvolle Gelegenheit, praxisnahes Wissen zu vertiefen, theoretische Kenntnisse durch direkte Einblicke in den handwerklichen Prozess zu ergänzen und einen Zugang zu der besonderen Arbeit mit den Flügeln von Steinway & Sons zu finden. Nach einer herzlichen Begrüßung ging es direkt in die Werkstatt

Erster Stop. Lackierkabine.

Hier werden die Gussplatten für ihre spätere Oberfläche vorbereitet. Ich erklärte den Schülerinnen und Schülern die einzelnen Schritte, die nötig sind, um eine gleichmäßige, langlebige und nachhaltige Lackierung zu gewährleisten. Ich stellte die unterschiedlichen Lacksysteme und Lackierverfahren vor, wobei die

Gruppe einen Einblick in die Techniken bekam, die verwendet werden, um die Oberflächen optimal zu gestalten und zu schützen. Jede Methode hat ihre spezifischen Vorteile und Herausforderungen – Sorgfalt und Präzision sind in diesem Arbeitsschritt besonders wichtig

Großer Werkstattraum. Akustik.

In unserem großen Werkstattraum liegt der Schwerpunkt auf Arbeiten an der akustischen Anlage der Instrumente. Die verschiedenen Schritte zur Fertigstellung oder Überarbeitung dieser Baugruppe habe ich detailliert erläutert.
Einbau des Stimmstocks – Der Stimmstock als Lager der Stimmwirbel und Stabilisator der Saitenzugkräfte erfordert einen absolut präzisen Einbau und muss exakt an der Gussplatte angepasst werden.
Arbeiten am Steg – Dazu gehört das Erneuern der Stegdoppel, das Anpassen des Stegwinkels und Abstechen der Taschen. Ich erklärte den Schülerinnen und Schülern, dass diese Arbeitsschritte sehr sorgfältig und präszise ausgeführt werden müssen, um eine einwandfreie Übertragung der Saitenschwingungen auf den Resonanzboden zu erreichen.
Bearbeitung des Resonanzbodens – Ein weiterer entscheidender Schritt für den Klang des Flügels. Er erfordert sowohl handwerkliches Geschick als auch fundiertes Wissen über Akustik. Dabei geht es um

passgenaues Ausspänen, Schleifen des Bodens, über die notwendige Wölbung und das Lackieren des Bodens. Einsetzen der Gussplatte und Einrichten des Stegdrucks – Beim Einschrauben der Gussplatte darf keine Spannung entstehen. Die Stegüberhöhung, der sogenannte „Stegdruck”, wird nach dem ersten „Proformaeinsetzen“ der Gussplatte optimal angepasst. Das ist ein klangentscheidender Arbeitsschritt, der sehr exakt und akribisch genau durchgeführt werden muss. Einer der wichtigsten Arbeitsschritte im akustischen Bereich! Nach dem Einrichten des Stegdrucks wird die Platte fest eingeschraubt und mit der Innenraumgarnierung, dem roten Filz, versehen. Zu guter letzt: die Besaitung – Zum Abschluss des gesamten akustischen Aufbaus wird der Flügel besaitet und die Stimmwirbel auf das erforderliche Endmaß gesetzt. Ich betonte, dass es hier äußerst wichtig ist, die entsprechende Wirbelstärke zu verwenden, um ein optimales Drehmoment zu erreichen – entscheidend für die Stimmhaltung und Stimmbarkeit.

Agraffen. Aufgepasst!

Besondere Aufmerksamkeit habe ich bei unserer Werkstattführung einem spezifischen Thema gewidmet: dem Einschrauben und präzisen Ausrichten der sogenannten Agraffen – kleine, aber wichtige Bauteile, die die Position der Saiten auf der Gussplatte fixieren 

und das Saitenlager bilden. Eine der kniffligsten Herausforderungen ist der Umgang mit einem gebrochenen Agraffengewinde. Gerne gab ich den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in die Vorgehensweise, wie solche Probleme erfolgreich zu lösen sind.

Fein. Mechanik!

Der zweite Werkstattraum ist bei uns für die besonders feinen und akkuraten Arbeiten vorgesehen, die das „Spielwerk“ betreffen – das sind Dämpfung, Klaviatur, Mechanik und das Pedalwerk. In diesem Bereich kommen die Instrumente in die entscheidende Phase der Feinjustierung.
Überholung des Spielwerks – Hier werden Verschleißteile des Spielwerks sorgfältig geprüft und bei Bedarf erneuert.
Regulieren der Mechanik – Zunächst sprach ich mit den Schülerinnen und Schülern über die Grundeinstellungen der Flügelmechanik –

über die einzelnen Regulier- und Ausarbeitungsvorgänge, die notwendig sind, um eine bestmögliche Reaktion und Repetition zu erreichen. Ich konnte ergänzen, dass wir hier oft mit dem Kunden „zusammenarbeiten“, da einige Pianisten durchaus persönliche Wünsche an das Spielgefühl haben.
Stimmen und Intonieren – Die Flügel werden bei uns meist auf 443 Hz gestimmt. Beim Intonieren werden sie auf das typische Steinway-Klangbild angepasst, 
wobei hier jeder einzelne Ton präzise ausgearbeitet werden muss.

Nach einem abschließenden Rundgang durch unsere Flügel-Ausstellung endete der Tag mit einem geselligen Beisammensein, bei dem alle Schülerinnen und Schüler noch einmal die Gelegenheit hatten, Fragen zu allen angesprochenen Arbeitsschritten zu stellen und sich untereinander auszutauschen. So bleibt nur zu sagen: es war für beide Seiten ein rundum lebendiger, informativer und durchaus inspirierender Besuch.